Mit Josef an der Krippe

von Pastor Stefan Krinke

Fünfmal der heilige Josef: (1) Gemeinde St. Answer Ratzeburg, (2) und (4) Kinder- und Jugendhaus St. Josef Bad Oldesloe, (3) Gemeinde St. Marien Trittau, (5) Sammlung Pastor Stefan Krinke

Evangelium: Matthäus 1,18–24

18 Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete – durch das Wirken des Heiligen Geistes. 19 Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen. 

20 Während er noch darüber nachdachte, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. 21 Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen.

22 Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: 23 Siehe: Die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären und sie werden ihm den Namen Immánuel geben, das heißt übersetzt: Gott mit uns. 24 Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich.

 

Predigt

In meinem Zimmer steht eine Josefsfigur mit dem Christuskind auf dem Arm. In einer meiner früheren Gemeinden wusste eine Frau mit ihr nichts anzufangen, nachdem ihre Mutter gestorben war. So hat der Hl. Josef bei mir Herberge gefunden. Gelegentlich schaue ich auf ihn und denke dabei an meinen Vater und meine beiden Großväter, die alle Josef hießen – mein Vater war sogar, wie sein Namenspatron, Zimmermann.

In einer Josefskirche ging ich zur Erstkommunion und zur Firmung, erhielt meine Diakon- und Priesterweihe. So habe ich schon jede Menge Berührungspunkte mit ihm. Doch das kommt mir erst nach längerem Nachdenken in den Sinn. Es ist ein wenig so wie mit dem biblischen Josef: Er fällt nicht auf, steht nicht im Vordergrund, man muss die Begegnung mit ihm suchen und wollen.

Dass er überhaupt eine Rolle im Leben von Jesus und Maria spielte, hängt zu hundert Prozent von seiner eigenen Entscheidung ab, von seinem Wollen. Und damit kommen wir zu seinen Eigenschaften und Überzeugungen, die uns helfen können, uns für das kommende Fest zu bereiten.

Der Evangelist Matthäus beschreibt Josef als „gerecht“. Im biblischen Sinn heißt das nicht, er mache alles regelkonform. „Gerecht“ meint, er lebt so, wie Gott es will und das heißt, er verbindet Wahrheit mit Barmherzigkeit. Daher will Josef Maria heimlich verlassen – um sie zu schützen. Er entscheidet sich gegen ihre öffentliche Bloßstellung.

Dann greift Gott ein, er begegnet ihm im Traum durch einen Engel. Josef erkennt: Was er für eine Katastrophe hielt, ist Teil von Gottes Plan. Er vertraut – und überlegt es sich anders: Er nimmt Maria zu sich und gibt dem Kind den Namen „Jesus – Gott rettet“. Nach damals geltendem Recht wurde mit dem Akt der Namensgebung das Kind vom Vater adoptiert.

Für mich wird klar: Gott kommt nicht in eine heile Welt. Die Menschwerdung Jesu beginnt mitten in menschlicher Unsicherheit, in Angst vor Gerede, in einer Situation, die nach menschlichem Maßstab eine Katastrophe ist. Aber Gott ist genau darin am Werk.

Josef lässt sich auf diesen Weg Gottes ein – mit Mut und Vertrauen. Vielleicht wird ihm klar, dass ein „gerechtes“ Leben auch mit einer Antwort auf die Frage zu tun haben könnte: „Wie bleibe ich der Liebe treu, zu Maria, zu Gott, zu dem Kind mit dem Namen Jesus, das eine Herberge braucht?“

So werden wir in diesen Tagen unsere Krippen in den Kirchen und Wohnungen aufstellen – mit Josef, dem Mann voller Mut und Vertrauen in einer damals wie heute so unheiligen Welt. Schauen wir mit ihm auf den, der in uns geboren werden soll und so viele Namen trägt: Jesus, Heiland, Immanuel, Gott mit uns, Gott rettet … – und der mich erkennen lässt: Gott bleibt seiner Liebe zu uns Menschen treu.

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