von Gemeindereferentin Sarah Schulte
Evangelium: Matthäus 4, 12–23
Als Jesus hörte, dass Johannes ausgeliefert worden war,
kehrte er nach Galiläa zurück. Er verließ Nazaret,
um in Kafárnaum zu wohnen, das am See liegt,
im Gebiet von Sébulon und Náftali.
Denn es sollte sich erfüllen, was durch den Propheten Jesája gesagt worden ist:
Das Land Sébulon und das Land Náftali,
die Straße am Meer, das Gebiet jenseits des Jordan,
das heidnische Galiläa: Das Volk, das im Dunkel saß,
hat ein helles Licht gesehen; denen, die im Schattenreich des Todes wohnten, ist ein Licht erschienen.
Von da an begann Jesus zu verkünden: Kehrt um!
Denn das Himmelreich ist nahe.
Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er zwei Brüder, Simon, genannt Petrus, und seinen Bruder Andreas;
sie warfen gerade ihr Netz in den See, denn sie waren Fischer.
Da sagte er zu ihnen: Kommt her, mir nach!
Ich werde euch zu Menschenfischern machen.
Sofort ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm nach.
Als er weiterging, sah er zwei andere Brüder, Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes; sie waren mit ihrem Vater Zebedäus im Boot und richteten ihre Netze her.
Er rief sie und sogleich verließen sie das Boot und ihren Vater
und folgten Jesus nach.
Er zog in ganz Galiläa umher, lehrte in den Synagogen, verkündete das Evangelium vom Reich und heilte im Volk alle Krankheiten und Leiden.
Geistlicher Impuls
Elitäres Denken war nicht so sein Ding!
Jesus lässt sich in einem „heidnischen Gebiet“ nieder. Er hat keine Berührungsängste, macht sich keine Gedanken darüber, wie es ankommen wird, wenn er mit gewissen Personen gesehen wird. Diese Menschen waren ihm aber wichtig, viel wichtiger als das Gerede der Masse, das Tuscheln der anderen! Einige haben ihn deswegen stark kritisiert; nicht wenige haben sich deswegen von ihm distanziert.
Er ist aber dennoch sich selbst und seinem eigenen Weg treu geblieben!
Sich selbst und dem eigenen Weg treu bleiben!
Das ist das, was wir uns so oft wünschen, sogar also ein hohes erstrebenswertes Ideal sehen, wozu wir aber viel zu oft keinen Mut haben!
Generell lassen wir uns viel zu oft unter Druck setzen und tun Dinge, die wir nicht wollen, manchmal auch mit den Menschen, die wir nicht mögen, um zu bekommen, was wir nicht brauchen.
Und so bleibt uns kaum noch etwas Zeit und Kraft für uns selbst, für unsere eigene Träume und Ideale und für die Menschen, die wir wirklich mögen und die unser Leben schöner und lebenswerter machen könnten.
Sehr oft frage ich mich: Warum tun wir das eigentlich?
Es wurde uns viel zu stark, nicht zuletzt auch von der Kirche und ihrer Lehre, eingeprägt, dass ein guter Christ gewissen „Normen“ entsprechen, das heißt bloß funktionieren muss. Um diesen Normen und Erwartungen von außen zu entsprechen, haben wir es gelernt, uns selbst zu verneinen, unsere Bedürfnisse zu unterdrücken, unsere Meinungen zu leugnen oder zu verschweigen. Kurz gesagt: wir haben gelernt, in unserer Gesellschaft, in unserem System – auch dem Kirchensystem – zu funktionieren!
Im Grunde genommen haben wir in unserem Leben nur zwei Möglichkeiten zur Auswahl. Entweder leben wir unsere Träume oder wir helfen den anderen, ihre Träume zu leben und zu verwirklichen.
Wenn ich aber das heutige Evangelium betrachte, dann drängt sich mir die Frage: Was würde Jesus dazu sagen?
Und wenn ich ihn richtig verstehe und wahrnehme, dann würde er mir sagen: Sei du selbst! Sei dir selbst und deinen Idealen, deinem eigenen Weg treu! Lebe deine Träume! Nur dann kannst du sagen, dass du wirklich lebst! Alles andere ist bloß ein kümmerliches, nacktes Überleben – Nein, es ist ein warten auf den Tod!
Und vielleicht ist der heutige Tag, der richtige Moment, in dem du endlich aufhören sollst, Dinge zu tun, die du eigentlich nicht willst, mit den Menschen, die du nicht magst, um zu bekommen, was du nicht brauchst. Vielleicht ist gerade heute der richtige Moment, in dem du dir selbst mehr Treue versprechen kannst.
Ich bin gewiss: Jesus würde es an deiner Stelle tun!