Geistlicher Impuls

von Gemeindereferentin Marita Kremper

Foto: Marita Kremper

 

Evangelium: Joh 1,1-18

1 Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott.

2 Dieses war im Anfang bei Gott.

3 Alles ist durch das Wort geworden und ohne es wurde nichts, was geworden ist.

4 In ihm war Leben und das Leben war das Licht der Menschen.

5 Und das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst.

6 Ein Mensch trat auf, von Gott gesandt; sein Name war Johannes.

7 Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen.

8 Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht.

9 Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt.

10 Er war in der Welt und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht.

11 Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.

12 Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben,

13 die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.

14 Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit geschaut, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.

15 Johannes legt Zeugnis für ihn ab und ruft: Dieser war es, über den ich gesagt habe: Er, der nach mir kommt, ist mir voraus, weil er vor mir war.

16 Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade über Gnade.

17 Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben, die Gnade und die Wahrheit kamen durch Jesus Christus.

18 Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht.

 

Impuls

Seit der Zeit, da ich in meiner Erstkommunionvorbereitung Jesus kennengelernt habe, sehne ich mich danach, das Wort Gottes zu verstehen und – es zu erleben. Gottes Liebe, Jesu Liebe wollte ich spüren. Als Kind wurde mir beigebracht, zu gehorchen und vor allem der Kirche zu gehorchen. Widerworte waren nicht angesagt. Die Glaubensvermittlung war eher ein Auswendiglernen von Ge- und Verboten, von Gesetzen und wie man sie befolgen kann. Austausch oder Diskussion von Ansichten und Meinungen, wie es heute wichtig ist, waren dabei undenkbar.

Mitte der 1980er Jahre war ich ehrenamtlich in der Jugendarbeit einer Vorstadtgemeinde in Süddeutschland engagiert. Eines Tages, ich war Mitte zwanzig, fragten mich einige Jugendliche nach dem Firmkurs, den ich mit begleiten durfte, ob wir nicht die Evangelien der Sonntage miteinander lesen und besprechen könnten. Ich war verunsichert. Ich kannte zwar die Texte der Bibel durch die Mitfeier des Kirchenjahres, aber etwas dazu zu sagen, konnte ich mir schwer vorstellen. Daraufhin besprach ich mich mit dem Pfarrer, der mich ermutigte, es zu wagen. Ich hatte bis dahin keine theologische Ausbildung und war nur durch einen Glaubenskurs näher an die damalige Firmvorbereitung herangeführt worden. Aber so fing es bei mir an.

Im heutigen Sonntagsevangelium geht es um einen Anfang. Ein Wort von Gott und neues Leben entsteht. Das ist ein starkes Wort.

Damals haben wir uns in unseren Gesprächen gefragt: „Wie entsteht Leben überhaupt?“ und „Was macht uns lebendig?“ Auch wenn ich im Rückblick auf diese Zeit keine Antworten mehr erinnern kann, hat für mich etwas wirklich Neues begonnen. Im regelmäßigen Austausch über die Evangelientexte der Sonntage tasteten wir uns langsam an unser eigenes Jesus-Verständnis heran. Das war sicherlich nicht theologisch fundiert. Aber es begann etwas in uns zu brennen, in jeder und jedem Einzelnen und in der gesamten Gruppe. Daran erinnere ich mich, wenn ich diese Worte höre oder lese:

„Alles ist durch das Wort geworden und ohne es wurde nichts, was geworden ist. In ihm war Leben und das Leben war das Licht der Menschen.“

Wir stehen am Anfang eines neuen Jahres. So vieles in dieser Welt, in diesem Land, in dieser Kirche ist unsicher geworden. Alles scheint auf wackeligen Füßen zu stehen und niemand kann definitiv sagen, was richtig oder wichtig ist – und was nicht. Der 2. Sonntag nach Weihnachten sagt uns am Beginn dieses neuen Jahres einen Neuanfang durch Gott zu. ER setzt einen neuen Anfang durch sein Wort. Sein Wort ist Leben und macht lebendig. In all der Unsicherheit, die in und um uns ist, dürfen diese Worte nachklingen: „Und das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst.“ In der betenden Hinwendung zu Gott, kann ER dieses innere Licht entzünden und immer wieder neu entzünden. Das kann wie ein wunderbarer Sonnenaufgang sein oder wie viele Sterne am Himmel.

Ich wünsche Ihnen und uns allen am Beginn dieses neuen Jahres, dass das Vertrauen in dieses Licht, das Gott in uns wirkt, immer stärker wird und dass darin alle Angst und Sorge um die Zukunft aufgehoben ist. Ein gesegnetes neues Jahr 2025!

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