Geistlicher Impuls zum Christkönigsfest

von Gemeindereferentin Judith Zehrer

Grafik: Monika Tenambergen

Evangelium   Lk 23, 35b–43

In jener Zeit 35b verlachten die führenden Männer des Volkes Jesus und sagten: Andere hat er gerettet, nun soll er sich selbst retten, wenn er der Christus Gottes ist, der Erwählte. 36 Auch die Soldaten verspotteten ihn; sie traten vor ihn hin, reichten ihm Essig 37 und sagten: Wenn du der König der Juden bist, dann rette dich selbst! 38 Über ihm war eine Aufschrift angebracht: Das ist der König der Juden. 39 Einer der Verbrecher, die neben ihm hingen, verhöhnte ihn: Bist du denn nicht der Christus? Dann rette dich selbst und auch uns! 40 Der andere aber wies ihn zurecht und sagte: Nicht einmal du fürchtest Gott? Dich hat doch das gleiche Urteil getroffen. 41 Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. 42 Dann sagte er: Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst! 43 Jesus antwortete ihm: Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.

Impuls

Am letzten Sonntag im Jahreskreis feiern wir in der Kirche das Christkönigsfest, bevor wieder alles von vorne beginnt.

Wenn ich mich mit diesem Festtag beschäftige, kommt bei mir unweigerlich folgende Frage hoch: Was für ein König ist Jesus? Im Alten und Neuen Testament finden sich unterschiedliche Beispiele und Vorstellungen von Königen, und es ist deutlich, dass das damalige Verständnis eines Königs ein anderes war als das Bild, das wir heute davon haben.

Aber was für ein König ist Jesus?

Jesus ist keiner der „herkömmlichen“ Könige, wie wir sie aus der Geschichte der Menschheit kennen, das wissen wir. Jesus ist anders, er ist nicht „normal“. Das Bild des Königs hilft uns vielleicht seine Würde zu sehen, aber eigentlich ist Jesus genau das Gegenteil von einem König, wie wir ihn kennen. Er will nicht, dass wir zu ihm wie zu einem weit entfernten Standbild hinaufschauen. Er möchte, dass wir ihn in uns selbst finden.

Jesus war für die damalige Zeit absolut radikal. Er hat aufgeräumt mit den irdischen Herrschaften und hat Gott an die erste Stelle gestellt – nicht einen Gott, der im Himmel thront, sondern einen Gott, der mich wie ein Vater an die Hand nimmt. Das ist auch heute radikal. Wir sollen uns nicht an die Mächte der Zeiten binden und alles hinnehmen, sondern aufstehen und mit ihm die Welt auf den Kopf stellen.

Für mich bedeutet das Bild des Christkönigs, dass er derjenige ist, nach dem ich mich ausrichte. Er ist das Maß, die Richtschnur. Er ist der, dem ich blind vertrauen kann und der, der mich mitnimmt in eine Zukunft, die gut sein wird. Niemand und nichts steht dazwischen.

Diese Beziehung zu Jesus ist ganz persönlich. Jesus möchte nicht ein ferner König sein, sondern unser Freund. Wenn du dir vorstellst, Jesus wäre heute Mensch und du würdest ihm begegnen: Wie würde er aussehen?

Für mich hat er keine langen Haare, keine Sandalen an den Füßen und kein langes Hemd übergeworfen. Er hat auch keinen Heiligenschein, geschweige denn eine Krone auf dem Kopf. Er ist ein Mensch, wie du und ich.

Er sieht und berührt dich tief im Herzen. Er liebt dich so wie du bist. Er hilft dir bei allem, was du tust. Er gibt dir alles, was du brauchst. Er ist da – so nah, so einfach, so unkompliziert. Und auch wenn er so viel mehr ist, als ein Mensch sich vorstellen kann, musst du keine Angst vor ihm haben. Er reicht dir seine Hand und du darfst mitgehen. Du darfst den Mut haben, dich von ihm verändern zu lassen.

Und jetzt ist genau die Zeit dafür. Altes darf zu Ende gehen und Platz für Neues schaffen. Der kommende Advent bedeutet Neuanfang. Draußen ist es dunkel, aber in uns darf die Freude auf das Licht der Welt wachsen. Der Advent ist ein großes Geschenk. Es ist eine Zeit, in der uns klar werden kann, wer oder was in unserem Leben König ist: Die Arbeit, die noch geschafft werden muss? Das Gefallen, damit auch jeder das Geschenk bekommt, das er von mir erwartet? Das Perfektsein, das ich von mir und meiner Familie erwarte? Das Feiern und Spaß haben, um für den Moment ein gutes Gefühl zu haben? All das ist nicht falsch. Nur ist jetzt die Zeit, die Prioritäten neu zu setzen. Steht Jesus für mich an erster Stelle, oder ist er in der Reihe irgendwo weit hinten zu finden?

Jetzt ist die Zeit ihn zu erwarten und heil zu werden.

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