von Gemeindeassistentin Judith Zehrer
Evangelium: Joh 3, 14-21
In jener Zeit sprach Jesus zu Nikodémus:
14 Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden,
15 damit jeder, der glaubt, in ihm ewiges Leben hat.
16 Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.
17 Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.
18 Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des einzigen Sohnes Gottes geglaubt hat.
19 Denn darin besteht das Gericht: Das Licht kam in die Welt, doch die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Taten waren böse.
20 Jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Taten nicht aufgedeckt werden.
21 Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht, damit offenbar wird, dass seine Taten in Gott vollbracht sind.
Geistlicher Impuls
In den letzten Wochen, oder eher Monaten, hat uns die Sonne hier in unseren Kreisen recht wenig beglückt und gewärmt. Wenn sie mal durchbrach, war es ein Moment der Freude und des Wunderns. So habe ich es erfahren, und vielleicht ging es Ihnen ähnlich. Auch wenn das Licht diffus durch die Wolken scheint und ja offenbar da ist, so sehnen wir uns doch nach der Wärme der Sonne und nach den Farben, die sie auf die Erde zaubert.
Johannes spricht im heutigen Evangelium von Jesus, dem Licht der Welt, das in die Welt kam, um uns zu retten. In Jesu Gegenwart blühen wir auf, wir dürfen die Schönheit der Welt erkennen und zum Guten hinwachsen. Wir sind Geschöpfe Gottes, die sein Licht brauchen und sich danach sehnen. In seinem Licht wird klar, was gut und was schlecht ist. Wenn wir uns beständig nach ihm ausrichten, dann finden wir den richtigen Weg durch’s Leben, denn: „wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht“. Wir tun dies aber nicht für uns selbst, sondern damit offenbar wird, dass Gott in uns wirkt. Wir sind Teil seiner Schönheit, wenn sein Licht durch uns scheint.
Bei diesen Gedanken fällt mir das Bild der Sonnenblume ein. Sie richtet ihre Blüte, ihren Kopf im Laufe des Tages immer nach dem Licht der Sonne aus, ist also ständig in Bewegung. Obwohl oder vielleicht auch weil sie fest verwurzelt ist. Und sie wächst nach oben. Auch wenn ein Stoß sie umgeknickt hat, wächst sie immer wieder zum Himmel empor. Es ist ziemlich simpel, ein Naturgesetz.
So einfach es auf den ersten Blick auch scheint: ich denke, dass wir uns davon einiges abschauen können. Wir Menschen sind zwar, gefühlt, auch immer in Bewegung, was uns aber meist fehlt, ist das Ziel und der Fokus, die Ausrichtung. Wir verlieren uns im Tempo der Welt.
Trotzdem treibt es uns zum Licht. Und ich glaube, dass das in allen Menschen angelegt ist; quasi wie ein Naturgesetz zieht es uns hin zu Gott. Was wir brauchen, ist ein Innehalten, ein Stehenbleiben, ein zur Ruhe kommen, damit wir uns nach ihm ausrichten können, je nach Stand der Dinge immer wieder neu. Im Rennen geht das schlecht. Denn es ist nicht Gott, der sich dreht und dem wir hinterherlaufen müssen. Wir sind es, die Welt, die Menschheit, und, ich würde sagen, auch die Kirche, die über ihre eigenen Füße stolpert.
Und noch einen Anker schenken uns die Bibeltexte von diesem Sonntag: Gott rettet. Selbst aus dem Schlimmsten, aus der absoluten Entwurzelung, rettet er ein ganzes Volk und führt es in seine Heimat zurück. Durch Jesus rettet er sogar die komplette Menschheit. Er hat uns die Hoffnung geschenkt, dass es nie zu Ende ist, dass wir uns immer wieder neu auf ihn ausrichten können, egal, was uns umgehauen hat und egal, in welche Finsternis wir hinabgestiegen sind. Er rettet. Bedingungslos. Aus Gnade. Wir müssen Gott nichts beweisen. Allein, dass wir seine Geschöpfe, seine Ebenbilder sind, zählt.
Ich habe gehört, dass heute die Sonne scheinen soll. Das klingt nach einer guten Gelegenheit, mal rauszugehen und den Versuch zu wagen, unser Licht zu suchen und sich von der Hoffnung auf den Frühling tragen zu lassen.