Predigt am 6. Sonntag der Osterzeit

von Pfarrer Christoph Scieszka

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Evangelium: Johannes 14, 23–29

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:

23 Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten; mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und bei ihm Wohnung nehmen. 24 Wer mich nicht liebt, hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr hört, stammt nicht von mir, sondern vom Vater, der mich gesandt hat.

25 Das habe ich zu euch gesagt, während ich noch bei euch bin. 26 Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.

27 Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht, wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch. Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht. 28 Ihr habt gehört, dass ich zu euch sagte: Ich gehe fort und komme wieder zu euch. Wenn ihr mich liebtet, würdet ihr euch freuen, dass ich zum Vater gehe; denn der Vater ist größer als ich. 29 Jetzt schon habe ich es euch gesagt, bevor es geschieht, damit ihr, wenn es geschieht, zum Glauben kommt.

 

Predigt

Liebe Schwestern und Brüder,

wie wohnen Sie? Allein oder mit Familie? Vielleicht in einem Seniorenheim? Haben Sie Ihre Wohnung selbst erbaut und eingerichtet, oder haben andere entschieden, wie sie aussehen soll? Sind Sie glücklich, wie Sie wohnen oder sehnen Sie sich nach einem anderen Lebensort? Sind Sie lieber allein oder in Gesellschaft?

Im heutigen Evangelium sagt Jesus zu jedem von uns: Mein Vater und ich werden kommen und bei Dir Wohnung nehmen. Was für eine Herausforderung! Gott möchte bei mir wohnen?! Er sucht bei mir eine Unterkunft, er will mit mir Wohngemeinschaft haben. Welchen Platz werde ich ihm geben?

Wir kennen das doch alle – Gäste sind willkommen, aber höchstens drei Tage, danach wird es kompliziert! Es wäre für beide Seiten eine Herausforderung. Ich müsste manches in meinem Alltag verändern, um für sie Zeit und Offenheit zu haben.

Am Anfang wäre die Freude über die Gemeinschaft groß, aber dann gäbe es natürlich auch Reibungsflächen, wenn Menschen, die gewohnt waren, allein zu leben, plötzlich auf jemand anderen Rücksicht nehmen müssten und sich in Gedanken und Taten aufeinander einstellen müssten.

So müssen wir uns auch auf Gottes Gegenwart im Leben einstellen.

Mich hat das Evangelium inspiriert und folgende Fragen mit sich gebracht:

Wo darf Gott bei mir wohnen?
Im Wohnzimmer, wo er immer da ist, oder
im Gästezimmer, wo ich ihm nur manchmal begegne?

Was gibt mir Frieden?
Das Vertrauen auf Gott oder auf meine
eigene Leistung?

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