von Pastor Stefan Krinke
Lesung aus dem ersten Petrusbrief 3, 15–18
Heiligt in eurem Herzen Christus, den Herrn!
Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt;
antwortet aber bescheiden und ehrfürchtig,
denn ihr habt ein reines Gewissen,
damit jene, die euren rechtschaffenen Lebenswandel in Christus
in schlechten Ruf bringen, wegen ihrer Verleumdungen beschämt werden.
Denn es ist besser, für gute Taten zu leiden, wenn es Gottes Wille ist,
als für böse.
Denn auch Christus ist der Sünden wegen ein einziges Mal gestorben, ein Gerechter für Ungerechte, damit er euch zu Gott hinführe, nachdem er dem Fleisch nach zwar getötet, aber dem Geist nach lebendig gemacht wurde.
Predigt
„Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt; antwortet aber bescheiden und ehrfürchtig, denn ihr habt ein reines Gewissen;“ (1 Petr 3,15f)
Rechenschaftsberichte sind in Wirtschaftsunternehmen bekannt: Bei den Hauptversammlungen der Aktionäre werden solche spannungsvoll erwartet und zugleich gefürchtet. Die Verantwortlichen müssen Auskunft geben über ihr betriebliches Handeln. Und für so manchen Firmenchef hängt das berufliche Wohl und Wehe vom jährlichen Rechenschaftsbericht ab. Proteste können da bisweilen hochkochen.
(So gab in den vergangenen Tagen sogar einen „Tortenangriff“ bei der Hauptversammlung eines Autobauers…)
Die Lesung aus dem Petrusbrief ruft uns Christen zu einer Art Rechenschaftsbericht, und der eine oder die andere beginnt vielleicht zu rechnen:
– Wie oft besuche ich eigentlich den Gottesdienst?
– Wie schaut die Kurve meiner Gebetsstatistik aus?
– Wo mache ich etwas für meine Gemeinde?
– Was habe ich für Ausgaben für caritative oder soziale Zwecke?
Bei Rechenschaftsberichten sind wir das große Rechnen gewohnt und so überhört man leicht, worüber der erste Petrusbrief genau Rede und Antwort fordert: er fragt nach der Hoffnung, die einen Christen erfüllt.
Wird mir das bewusst, dann hätte ich plötzlich viel lieber klare Zahlen zu präsentieren. Denn um aufzuzählen, was die Hoffnung ausmacht, die mich erfüllt, fehlen mir oft die richtigen Worte.
In der Vorbereitung auf die Firmung (von der ja heute in der Lesung aus der Apostelgeschichte die Rede ist) erbitte ich bisweilen, dass die Jugendlichen ins Wort fassen, was Ihre Hoffnung ist, warum sie das Sakrament der Firmung erbitten. Viele tun sich schwer damit und doch sind es ihre persönlichen Worte – oder Nicht-Worte.
Sie fallen ihnen mitunter genauso schwer, oder auch leicht, wie jedem Glaubenden. Denn sie werden durch eigene Erfahrungen gespeist. Für mich wichtig ist, die Worte überhaupt einmal auszusprechen, sich Gedanken dazu zu machen. Denn viel zu viel geschieht heute gedankenlos.
Was sind denn nun Hoffnungen, die mich als Christ erfüllen?
Im Evangelium, das den Abschiedsreden Jesu entnommen ist, spricht Jesus uns zu, dass er nach seinem Weggang uns einen anderen Beistand geben will, den Geist der Wahrheit. Ein großes Wort. Kann ich es überhaupt erfassen? Vielleicht kann ich erahnen, was damit gemeint ist durch den Satz von Papst Benedikt: „Wer glaubt, ist nie allein!“
Er ist nie allein, weil Gott ihn nie im Stich lässt, egal in welcher Situation man sich befindet.
„Wer glaubt, ist nie allein!“ – das meint aber auch, dass wir untereinander Verantwortung tragen. Es ist kein Zufall, dass sich seit dem Beginn des Christentums Gemeinden gebildet haben. In der Gemeinschaft und im Wissen um Gottes Geist geht vieles leichter.
Leider erleben wir heute, dass dieser Bereich des Glaubenslebens immer mehr zurückgeht. Dafür gibt es sicher viele Gründe. Doch diesem Trend sollten wir nicht einfach nur abwartend zusehen.
Gemeinsam sollen wir nach Formen suchen, wie wir heute die Gemeinschaft der an Christus Glaubenden lebendig erhalten. Dazu bedarf es der Selbstinitiative, des sich Einbringens, des Aktivwerdens. Zum Begegnungstag in Mölln sind an diesem Samstag 100 Menschen angemeldet.
Nutzen wir die Möglichkeiten und Chancen und bringen wir uns ein. Wir könnten doch nur Rechenschaft von unserer Hoffnung geben, wenn wir die Quelle der Hoffnung auch anzapfen und in der Gemeinschaft bestärken. – Oder leben wir heute etwa ohne Hoffnung?