Geistlicher Impuls zum 12. Sonntag im Jahreskreis

von Gemeindeassistentin Judith Zehrer

Foto: Monika Tenambergen

Evangelium: Markus 4,35-41

35 An jenem Tag, als es Abend geworden war, sagte Jesus zu seinen Jüngern: Wir wollen ans andere Ufer hinüberfahren.

36 Sie schickten die Leute fort und fuhren mit ihm in dem Boot, in dem er saß, weg; und andere Boote begleiteten ihn.

37 Plötzlich erhob sich ein heftiger Wirbelsturm und die Wellen schlugen in das Boot, sodass es sich mit Wasser zu füllen begann.

38 Er aber lag hinten im Boot auf einem Kissen und schlief. Sie weckten ihn und riefen: Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen?

39 Da stand er auf, drohte dem Wind und sagte zu dem See: Schweig, sei still! Und der Wind legte sich und es trat völlige Stille ein.

40 Er sagte zu ihnen: Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?

41 Da ergriff sie große Furcht und sie sagten zueinander: Wer ist denn dieser, dass ihm sogar der Wind und das Meer gehorchen?

 

Geistlicher Impuls

Warum habt ihr solche Angst?
Habt ihr noch keinen Glauben?

Wie wäre wohl meine Antwort auf diese Fragen? Wie hätte ich mich in dem Boot, im Sturm verhalten? Hätte ich vor Angst geschrien? Hätte ich versucht, die Segel zu bändigen? Wäre ich locker und entspannt geblieben? Hätte ich gebetet? Hätte ich Jesus geweckt? Ich weiß es nicht.

Eine Message aus dem Evangelium liegt auf der Hand: Wir sollen selbst in den größten Krisen, in der schlimmsten Verzweiflung und Lebensgefahr nicht den Glauben und das Vertrauen auf Gottes Hilfe verlieren. Wir sollen unseren Glauben nicht so klein halten, dass die Angst ihn übermannen kann. Klingt einfach und gut. Ist aber leichter gesagt als getan.

Angst, Verzweiflung, Ohnmacht: all das lähmt uns Menschen und lässt den Zweifel wachsen. Es ist schwer, sich da ein Beispiel an Jesus zu nehmen – finde ich. Stürme blasen uns nicht nur auf der See ins Gesicht. Es gibt genug auf der Welt, das uns Angst macht und uns lähmt, sei es die eigene Krankheit, der Krieg um die Ecke oder die Umweltzerstörung vor der Tür. Das ist schwer auszuhalten. Und es kann auch sein, dass unser Glaube dabei klein wird.

Schauen wir aber nochmal genauer auf den Text. Am Anfang sagt Jesus: „Wir wollen ans andere Ufer hinüberfahren.“ Jesus hat einen Plan. Jesus vertraut auf Gottes Plan. Es ist wahr: Gott erfüllt nicht alle unsere Wünsche, aber alle seine Verheißungen. Darum lesen wir auch im letzten Buch der Bibel, wie es weitergeht. Wir lesen, wie Gott alles neu macht, wie alles gut wird. Das ist seine Verheißung. Und die steht immer noch! Wir dürfen also auf ein Happy End oder vielmehr auf einen wunderbar guten Neuanfang hoffen. Wir wissen zwar nicht, wo das rettende Ufer ist und wie es dort aussieht, aber wir wissen, dass es da ist. Und Jesus führt uns dorthin. Wir müssen ihm nur vertrauen. Stürme in unserem Leben wird es vermutlich immer geben. Aber wir dürfen wissen, dass Jesus uns in alldem begleitet und uns nie untergehen lässt. Er prophezeit uns das Leben in Fülle. Darauf dürfen wir hoffen und auf ihn vertrauen.

Ich glaube, dass Hoffnung schwimmen kann. Sie schwimmt oben und zieht uns auch aus den tiefsten Tiefen immer wieder nach oben, ans Licht, an die Luft, wie ein Rettungsring. Und das ist das Tolle an der Hoffnung: selbst, wenn man denkt, sie ist untergegangen, ploppt sie irgendwann wieder auf. Nach dem Sturm kommt die Stille, die Ruhe, die Sonne, die Schönheit. Der Sturm, die Krise, das Loch ist immer ein Punkt, eine Phase im Leben. Wir können uns auf diesen schwarzen Punkt fixieren, haben aber auch die Freiheit darüber hinauszuschauen. Es gibt noch so viel mehr im Leben, als das, was uns Angst macht. Jesus weist uns eine Richtung, in die wir schauen können, das nächste Ufer, das uns retten wird. Und er schenkt uns die Ruhe nach dem Sturm.

Warum habt ihr solche Angst?
Habt ihr noch keinen Glauben?

Auch als Mitglieder der katholischen Kirche können und sollten wir uns diese Fragen stellen. Sitzen wir alle in einem Boot, einem Kirchenboot, das unterzugehen droht? Wir haben Angst, unsere Heimat im Glauben zu verlieren. Wir versuchen verzweifelt immer wieder neue Maßnahmen zu treffen, das Boot über Wasser zu halten. In dieser Situation macht es sicher keinen Sinn, allein eine Lösung zu finden. Allein kann man ein Boot nicht retten.

Wir wissen nicht, wo das rettende Ufer ist und wie es aussehen wird. Aber eigentlich wissen wir, dass es da ist. Das hat Gott uns verheißen. Und Gott macht all seine Verheißungen wahr. Das lernen wir aus der Bibel.

Warum also haben wir solche Angst?

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