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Predigt zu Fronleichnam

von Pfarrer Christoph Scieszka

Foto: Pixabay

 

Liebe Gemeinde!

Das heutige Fest hat den Namen „Fronleichnam“. Ich denke, viele wissen gar nicht, welche Bedeutung dieses Wort hat: „Vron“ heißt „auf den Herrn bezogen“ oder „ihm geweiht“. „Leichnam“ wiederum ist ein Synonym für Leib. Gemeint ist also der Leib des Herrn, der heilige Leib Jesu, den also feiern wir heute.

Aber hier können wir uns schon voller Verwunderung fragen: Wie kann man einen Leib feiern? Feste zu Ehren unseres Herrn Jesus Christus haben wir ja jede Menge, vor allem das Fest seiner Geburt und seiner Auferstehung. Wozu ein eigenes Fest für seinen Leib?

Am Weihnachtsfest wird uns verkündet: „Das Wort ist Fleisch geworden.“ Achten wir einmal genau auf den Wortlaut! Es heißt nicht „Das Wort ist Geist geworden.“ Was Gott uns zu sagen hat, das sagt er uns in seinem Sohn nicht nur auf geistige Weise, sondern leibhaftig, mit Fleisch und Blut.

Jesu Fleisch und Blut ist wirklich eine Mitteilung Gottes, ein Wort, ein Geschenk, eine Übergabe von ganz besonderer, eben göttlicher Art. Wenn wir uns schon freuen über die alltäglichen göttlichen Gaben wie z.B. Getreide, Gemüse, Wasser, Sonne usw., wieviel mehr müssen wir uns dann freuen über diese einmalige Gabe Gottes: seinen Mensch gewordenen Sohn, der im Fleische sichtbar erschienen ist.

Vom heutigen Fest her gesehen, müssen wir sogar noch einen Schritt weiter gehen und sagen: Jesus ist nicht nur im Fleische sichtbar erschienen, er hält mit uns eine leibliche Gemeinschaft. Wir haben nicht nur geistigen Kontakt mit ihm, etwa wenn wir zu ihm beten, sondern wir können leiblich mit ihm eins werden – dann nämlich, wenn wir seinen Leib und sein Blut empfangen in der heiligen Kommunion.

Wir kennen es von unseren zwischenmenschlichen Beziehungen, dass die rein geistigen Kontakte nicht genug sind. Es ist zwar schön, an einen geliebten Menschen zu denken, mit ihm zu telefonieren, aber nichts geht über ein Treffen in Präsenz.

Papst Leo der Große hat es in einem Gebet wunderbar zusammengefasst:

„Wir gehen über in das, was wir empfangen.“

Meine Augen sehen nur Brot –
glaubend erkenne ich jedoch: „Es ist der Herr!“

Meine Ohren hören nur das deutende Wort –
glaubend gehorche ich dem, zu dem auch ich gehöre.

Meine Nase riecht kaum den Duft –
glaubend jedoch spüre ich die göttliche Atmosphäre hier.

Meine Hände empfangen ein kleines Stück Brot –
glaubend begreife ich: das ist SEIN Leben, für mich dahingegeben.

Mein Mund kostet und schmeckt –
glaubend bekomme ich so Geschmack an Seiner Liebesgabe.

Während mein Magen die Speise verdaut –
fügt sich in meinem Herzen das Empfangene zu etwas ganz Neuem zusammen.

„Was wir empfangen, in das gehen wir über…“:

Meine Augen werden sehen –
wie ER Gott und die Menschen sieht.

Meine Ohren werden hören –
worauf ER hört und wem ER Gehör schenkt.

Meine Nase wird riechen –
welchen Duft ER verbreitet und was in der Luft liegt.

Meine Hände werden berühren –
mit wem ER in Berührung kommt.

Mein Mund wird reden –
wovon ER gesprochen hat.

Mit meinem Fleisch und Blut werde ich leben,
wofür ER gelebt hat.

Ich werde eins mit IHM, den ich empfangen habe,
als Brot für andere Menschen –
als ein Glied am Leib Christi. Amen.

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