von Gemeindeassistentin Judith Zehrer
Evangelium: Matthäus 9,9-13
In jener Zeit
9 sah Jesus einen Mann namens Matthäus am Zoll sitzen und sagte zu ihm: Folge mir nach! Und Matthäus stand auf und folgte ihm nach.
10 Und als Jesus in seinem Haus bei Tisch war, siehe, viele Zöllner und Sünder kamen und aßen zusammen mit ihm und seinen Jüngern.
11 Als die Pharisäer das sahen, sagten sie zu seinen Jüngern: Wie kann euer Meister zusammen mit Zöllnern und Sündern essen?
12 Er hörte es und sagte: Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken.
13 Geht und lernt, was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer! Denn ich bin nicht gekommen, um Gerechte zu rufen, sondern Sünder.
Impuls
Jesus ist anders. Er denkt anders. Er macht alles anders. Er überschreitet Grenzen. Er bricht aus. Er bricht mit Traditionen, Klischees, Vorurteilen, Normen und Regeln. Er durchbricht all das, woran wir Menschen uns so gerne festhalten, das, was unser Leben strukturiert, kategorisiert und regelt.
Jesus ist Mensch und zeigt uns, dass wir Menschen noch mehr können, als anderen etwas nachzumachen und uns an Menschengemachtes zu halten. Wir können auch anders. Wir sind frei: im Denken, im Erkennen und im Tun. Gott macht uns frei über unsere Strukturen, Traditionen und Normen hinauszuschauen. Wir regeln viel, aber wir können auch Regeln fallen lassen und neu denken. Jesus hat nicht gesagt: „Macht euch ein Regelwerk und haltet an ihm fest!“ Er hat uns ins Herz gelegt: „Kehrt um und glaubt an die Frohe Botschaft!“[1] Und: „Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe!“[2]
Gott möchte, dass wir ihn immer wieder neu suchen. Hosea schreibt: „Lasst uns den Herrn erkennen, ja lasst uns nach der Erkenntnis des Herrn jagen!“[3] Und diese Suche beginnt mit jedem Tag neu. Da reicht es nicht, sich an das zu halten, was andere schon vor uns getan oder erkannt haben. Es geht hier um mich und um dich. Jeder Einzelne von uns ist zur Nachfolge Jesu berufen. Wir sind dazu berufen, jeden Tag immer wieder neu zu denken, über das Menschliche hinauszudenken und Gott, der uns immer voraus ist, zu suchen. Und „er kommt, so sicher, wie das Morgenrot; er kommt zu uns, wie der Regen, wie der Frühjahrsregen, der die Erde tränkt.“[4]
Diese Suche und diese Erkenntnis ist nicht nur Theologen oder Studierten vorbehalten. Jesus liebt dich! Genau dich! Ihm geht es nicht um besonderes Wissen oder das Einhalten von bestimmten Regeln. Nein, er ist gekommen, um die Sünder zu rufen[5]. Gott liebt dich, egal wie du bist, was du tust, oder was du von dir hältst! Er hat Großes mit dir vor, auch wenn du denkst, dass du ganz normal bist und nichts Besonderes kannst. Er sieht dich und liebt dich bedingungslos! Mit ihm kannst du alles schaffen!
Andersherum: Wenn du erkennst, dass du nicht perfekt bist, gerade dann kann Gott dir helfen. Dann kann er genau die Lücke ausfüllen, die du allein nicht schließen kannst.
Wenn ich mir vorstelle, dass jeder Mensch in Gottes Augen ein unendlich wertvoller Schatz ist, so unperfekt er in meinen Augen auch sein mag, dann fällt es mir leichter, ihn zu lieben und barmherzig an ihm zu handeln. Genau darin liegt das Umdenken, das Jagen nach der Erkenntnis Gottes: zum Grunde unseres Herzens vorzudringen und zu spüren, wie wir bedingungslos Liebe verschenken können, über alle Grenzen hinweg.
[1] Mk 1,15
[2] Joh 13,34
[3] Hos 6,3
[4] ebd.
[5] Mt 9,13