Impuls zum 15. Sonntag im Jahreskreis

von Gemeindereferentin Marita Kremper

Foto: Pixabay

Evangelium: Mk 6, 7–13

In jener Zeit

7 rief Jesus die Zwölf zu sich und sandte sie aus, jeweils zwei zusammen. Er gab ihnen Vollmacht über die unreinen Geister

8 und er gebot ihnen, außer einem Wanderstab nichts auf den Weg mitzunehmen, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel,

9 kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen.

10 Und er sagte zu ihnen: Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt, bis ihr den Ort wieder verlasst!

11 Wenn man euch aber in einem Ort nicht aufnimmt und euch nicht hören will, dann geht weiter und schüttelt den Staub von euren Füßen, ihnen zum Zeugnis.

12 Und sie zogen aus und verkündeten die Umkehr.

13 Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie.

 

Impuls

Im heutigen Evangelium ruft Jesus seine Jünger zu sich und sendet sie aus – jeweils zu zweit. Er stattet seine Anhänger mit Vollmacht gegen die bösen Geister aus und gebietet ihnen nur einen Wanderstab mitzunehmen, aber kein Brot, keine Tasche oder Reisesack, kein Geld im Gürtel, nur Schuhe oder Sandalen und nur ein einziges Hemd. Außerdem gibt er ihnen Anweisungen für den Fall, dass jemand sie nicht aufnimmt oder ihnen nicht zuhören will. Und so ziehen die zwölf Jünger aus, predigen Umkehr, treiben viele Dämonen aus und heilen viele Kranke. In heutiger Sprache würde man wohl sagen, Jesus sendet seine Jünger ins erste Praktikum.

Können Sie sich noch an Ihr erstes Praktikum erinnern? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Was hat Sie überrascht oder verwundert? Was ist Ihnen wichtig geworden? Was haben Sie für Ihr Leben gelernt? Haben Ihre Eltern oder Lehrer Ihnen auch Handlungsanweisungen vorher mitgegeben? Wie sind Sie zurückgekommen? Was hat Sie beeindruckt? Was hat Sie geärgert?

Seit einiger Zeit begleiten die zwölf Jünger Jesus bei seinen Wanderungen durch Galiläa, durch Städte und Dörfer. Zu Beginn ruft er sie, ihm zu folgen, ihren alten Fischerberuf hinter sich zu lassen und Menschenfischer zu werden.1 Sie erleben, wie er in einer Synagoge mit kraftvollen Worten die Heilige Schrift auslegt und einen bösen Geist aus einem Mann austreibt.2 Sicherlich sind die Jünger selbst staunend dabei, als Jesus die Schwiegermutter des Petrus gesund macht und sie fieberfrei alle Gäste bedient.3 Als sich sein Ruf immer mehr herumspricht, werden alle Kranken und Besessenen zu ihm gebracht, sogar „die ganze Stadt versammelte sich vor der Tür.“4 Im weiteren Verlauf des Markusevangeliums heilt Jesus einen Aussätzigen, worauf er sich in der Stadt nicht mehr sehen lassen kann, „die Menschen kamen von überall her zu ihm.“5

Immer wieder verkündet Jesus das Evangelium, die frohe Botschaft vom Reich Gottes, und predigt die Umkehr. Aber er predigt auch die Vergebung der Sünden und er vergibt Sünden. Dass diese Botschaft nicht immer auf offene Ohren stößt, erleben die Jünger bei der Auseinandersetzung mit den Pharisäern und Schriftgelehrten ebenfalls mit, denn bei der Sündenvergebung, die Gott allein zusteht, werden die Schriftgelehrten hellhörig.6

Jesus predigt nicht nur mit kraftvollen Worten, auch seine Taten sind kraftvolle Zeichen, wirkmächtiges Tun an den Menschen. Immer geht es ihm um das Heil der Menschen.

Das alles erleben die Jünger über eine lange Zeit in der Gegenwart Jesu. Der Evangelist Markus berichtet vor allem in diesen ersten Kapiteln von vielen solcher Zeichen. Jetzt aber sollen die Jünger selbst sich auf den Weg machen und ihre eigene Kraft und Macht für das Reich Gottes einsetzen. Jetzt sind sie selbst gerufen, im Auftrag Jesu die Macht Gottes zu verkünden und Menschen zur Umkehr zu bewegen. Dafür stattet er sie mit dem aus, was wirklich wichtig ist: Macht über die unreinen Geister. Und er gebietet ihnen, wie sie losziehen sollen, was sie anziehen oder nicht anziehen, was sie mitnehmen oder nicht mitnehmen sollen. Ich frage mich: Warum gebietet er ihnen das? Meine Antwort darauf kann ich nur aus meinem Verständnis dazu geben: die Jünger werden, indem sie nun selbst auf die Hilfe von Menschen angewiesen sind, bedürftig. Sie brauchen Übernachtungen und Verpflegung, das können ihnen selbst die einfachen und armen Menschen mit ihren Mitteln geben. Auch wenn es wenig ist, es wird ausreichen. Durch einen einfachen Lebensstil erheben sich die Jünger nicht über die, zu denen sie gesandt sind. Und die Menschen können sie leichter annehmen, denn sie unterscheiden sich nicht von ihnen, die Jünger sind auch arm, also Menschen wie sie selbst. Als Arme sind sie ebenfalls auf Hilfe angewiesen – und niemand wird sich genieren, ihnen sein Haus oder seine Verpflegung anzubieten. Außerdem sind Bedürftige sensibler und berührbarer. So können sich die Jünger für die Menschen und deren Situation öffnen und die Leute werden für die Botschaft vom Reich Gottes empfänglicher. Auf diese Weise sind Menschen bereit, ihre persönliche Situation, auch ihre Bedürftigkeit zu zeigen und um Gottes Hilfe zu bitten, die ihnen in der Kraft der Jünger zuteil wird.

In einem modernen Pop-Song besingt die Band Silbermond unseren heutigen Lebensstil und das, was manch jungen oder vielleicht auch alten Menschen umtreiben kann. Dabei geht es nicht um das Evangelium oder um eine Umkehrpredigt. Es geht nicht um Jesus und seine Botschaft. Aber es geht um einen einfacheren Lebensstil für unsere Zeit, mit dem es sich vielleicht leichter leben lässt. Ich höre nicht nur dieses Lied gern, ich möchte auch die Botschaft ernst nehmen. Es ist eine Tatsache, dass leichtes Gepäck leichter zu tragen ist als ein Riesenkoffer voller Dinge, die man dann am Ende doch nicht braucht. Vielleicht ist auch diese Anweisung Jesu für heutige Menschen attraktiv: Jesus war mit leichtem Gepäck unterwegs – und seine Jünger wohl auch.

Eines Tages fällt dir auf
Dass du 99 Prozent nich′ brauchst
Du nimmst all den Ballast und schmeißt ihn weg
Denn es reist sich besser mit leichtem Gepäck.“

Silbermond, „Leichtes Gepäck“, nachzuhören bei YouTube

1 Mk 1, 16-20
2 Mk 1, 21-28
3 Mk 1, 29-31
4 Mk 1, 32-34
5 Mk 1, 40-45
6 Mk 2, 7+8

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