Predigt zum 24. Sonntag im Jahreskreis

von Pfarrer Christoph Scieszka

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Evangelium: Mk 8, 27–35

In jener Zeit
27 ging Jesus mit seinen Jüngern in die Dörfer bei Cäsaréa Philíppi. Auf dem Weg fragte er die Jünger: Für wen halten mich die Menschen?

28 Sie sagten zu ihm: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elíja, wieder andere für sonst einen von den Propheten.

29 Da fragte er sie: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete ihm: Du bist der Christus!

30 Doch er gebot ihnen, niemandem etwas über ihn zu sagen.

31 Dann begann er, sie darüber zu belehren: Der Menschensohn muss vieles erleiden und von den Ältesten,
den Hohepriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er muss getötet werden und nach drei Tagen auferstehen.

32 Und er redete mit Freimut darüber. Da nahm ihn Petrus beiseite und begann, ihn zurechtzuweisen.

33 Jesus aber wandte sich um, sah seine Jünger an
und wies Petrus mit den Worten zurecht: Tritt hinter mich, du Satan! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will,
sondern was die Menschen wollen.

34 Er rief die Volksmenge und seine Jünger zu sich
und sagte: Wenn einer hinter mir hergehen will,
verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich
und folge mir nach.

35 Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren;
wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten.

 

Predigt

Liebe Schwestern und Brüder,

Jesus konfrontiert die Menschen oft mit vielen Fragen.

Im Evangelium  dieses Sonntags hat Jesus die Jünger gefragt: „Für wen halten mich die Menschen?“ Sie antworteten, für die einen sei er Johannes den Täufer, für andere Elija, dessen Wiederkunft viele erwarteten, wieder andere sähen in ihm einfach einen jener neuen Propheten, wie sie in der Geschichte des Gottesvolkes immer wieder aufgetreten und dann wieder in Vergessenheit geraten sind. Die Leute haben Jesus an bekannten Rollenmustern gemessen.

Als Jesus von seinen Jüngern, die viel Zeit mit ihm verbracht hatten, wissen wollte, wer er für sie sei, antwortete Petrus: „Du bist der Christus.“

In diesen Messias[1] konnte jeder und jede die eigenen Wunschvorstellungen hineinprojizieren.

Messias-Sein ist kein Berufsbild und schon gar keine Jobbeschreibung. Mit dieser Bezeichnung handelt es sich um ein Idealbild, dem kein Mensch entsprechen konnte. Keinem Menschen war es möglich, all diese Erwartungen zu erfüllen. Wie Jesus seine messianische Berufung ausgestalten und ausfüllen konnte, musste sich erst Schritt für Schritt entwickeln und konnte sich erst nach und nach zeigen.

Auch die Berufung in die Nachfolge Jesu musste sich erst nach und nach entwickeln. Viele haben ihn im Laufe der Zeit auch wieder verlassen.

Bei Petrus stelle ich mir sofort die Frage „Quo vadis? – Wohin gehst du?“ Ein Leben lang  muss sich jeder und jede der/die  Jesus nachfolgen will, diese Frage stellen „Wohin gehst du?“ Die persönliche Berufung muss ein Leben lang Schritt für Schritt neu errungen werden.

Wer sein Leben nicht verlieren will, muss sich immer neu fragen: Wohin gehst du? Wohin willst du gehen?

 

[1] Messias ist die hebräische Bezeichnung für das griechische Christus, zu Deutsch „der Gesalbte“

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