Predigt zum 5. Sonntag der Osterzeit

von Pfarrer Christoph Scieszka

Foto: Christoph Scieszka

Evangelium: Johannes 15, 1-8

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:

1 Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater ist der Winzer.

2 Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt.

3 Ihr seid schon rein kraft des Wortes, das ich zu euch gesagt habe.

4 Bleibt in mir und ich bleibe in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so auch ihr, wenn ihr nicht in mir bleibt.

5 Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.

6 Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen und er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer und sie verbrennen.

7 Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten.

8 Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger werdet.

 

Predigt

Liebe Schwestern und Brüder,

Jesus sagt: Ich bin der Weinstock. Ein wahrer Weinstock ist keine Zierpflanze, die mal für ein Fest als Tischdekoration verwendet und anschließend entsorgt wird. Nein, Jesus will nicht nur Dekoration in unserem Leben sein für die besonderen Festtage. Jesus will zu unserem Alltag gehören, das ganze Leben mit uns teilen und auf allen unseren Wegen bei uns bleiben.

Jesus selbst ist der wahre Weinstock: Eine tief verwurzelte Kletterpflanze, die selbst auf steinigem Boden oder bei Trockenheit noch für ihre Reben sorgt. Eine Pflanze, die bei guter Pflege durch den Weingärtner (wozu ab und an auch ein liebevolles Beschneiden, ein in-die-Grenzen-Weisen der Reben gehört), ein langes, langes Leben, das ewige Leben hat. Lebendig, voller Kraft für die, die an ihm festhalten.

Von Jesus wurden wir mit unserem Leben beschenkt, durch ihn wird es immer wieder neu gestärkt. Alles, was wir zum Leben brauchen, bekommen wir von Jesus: unendliche Liebe, ganz persönliche Wertschätzung, er kennt jeden von uns.

Unsere Aufgabe ist, mit ihm in Verbindung zu bleiben. Wie kann das aber geschehen?

Erstens: Indem ich am Wort Gottes bleibe und es zulasse.

Zweitens: Indem ich am Beten bleibe – ich darf ihm täglich meine leeren Hände, mein Herz hinhalten und ihn bitten: Lass dein Leben, deine Liebe, deine Geduld, deine Weisheit, deinen Frieden in mein Leben strömen, sodass Du in mir Gestalt gewinnst. Aber Beten ist mehr als nur bitten. Beten meint reden und hören, meint also Beziehung.

Drittens: Indem ich tue, was Jesus mir in seinem Wort und im Gebet zeigt. Wer in Verbindung mit dem Weinstock, mit Jesus lebt, sich seinem Wort aussetzt und mit Jesus redet, dessen Denken, Fühlen und Handeln werden beeinflusst und geprägt.

Welch ein Geschenk! Wir dürfen mit Jesus fest verbunden sein – nicht nur lose, nicht heute so und morgen anders, nicht nur in der Stillen Zeit am Morgen, sondern 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche. Fest verbunden. Das ist Gottes Angebot an uns.

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