von Pastor Daniel Ibemere
Liebe Mitchristen,
ich habe meine Tante gefragt, ob es denn Sinn macht, wenn das Kind einfach so getauft wird, ohne dass seine Eltern es wirklich christlich erziehen.
Heutzutage entscheiden sich viele christliche Eltern immer wieder dagegen ihr Kind taufen zu lassen; das ist leider nicht erst ein Phänomen unserer Zeit. Und dann gibt es natürlich auch solche Eltern, die zwar ihr Kind taufen lassen, jedoch dem Versprechen, welches sie vor der Taufspendung geben, nämlich ihr Kind christlich zu erziehen, nicht nachkommen. „Das gehört halt dazu“, höre ich immer wieder, wenn ich nachfrage warum das Kind getauft werden soll. Schaden kanns ja nicht, wenn man das macht.
Liebe Schwestern und Brüder. Leider haben diese Eltern nicht mal ansatzweise verstanden, erstens was es heißt Christ zu sein und zweitens, was Taufe ist. Viele glauben, dass Taufe einfach nur eine nette Familienfeier ist, bei der der Pfarrer halt noch dazu kommt, sein Sprüchlein sagt, damit es schön wird. Wenn mit Familie die Gemeinschaft aller Schwestern und Brüder im Glauben gemeint ist, der weltumfassenden Großfamilie, die in Christus Schwestern und Brüdern geworden sind, die sich am Sonntag zur großen Feier des Sterbens und Auferstehens Jesu in der jeweiligen Ortskirche trifft, dann stimme ich dem zu, dass Taufe u.a. auch ein Familienfest ist. Wenn damit aber nur die leiblichen Eltern, Großeltern, sowie engste Verwandte und Freunde gemeint sind, dann ist diese Haltung falsch! Taufe ist zu allererst kein Familienfest. Es geht bei der Taufe eben nicht darum, dass der liebe Gott das eigene Kind jetzt halt irgendwie noch lieber hat, sondern es geht um eine neue Existenz des eigenen Kindes: Tatsächliche Wesensveränderung. Mir gefallen die Taufriten der evangelikalen Christen sehr viel besser. Der Taufbewerber wird komplett untergetaucht in Wasser und nicht wie bei uns ein paar Tropfen Wasser über die Stirn geträufelt, nur um sie dann hastig abzuwischen. Wir werden auf den Namen des dreifaltigen Gottes durch das Wasser der Taufe von unserer Schuld abgewaschen und empfangen in Christus neues Leben. Wir beginnen dadurch eine neue Existenz.
Bei der Taufe Jesus wird den damals Umstehenden und auch uns heute sein wirkliches Wesen geoffenbart. Er ist eben nicht nur Mensch, nicht nur der Sohn von Maria und der Ziehsohn Josefs, sondern er ist Gottes Sohn. Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden, sagt die Stimme aus dem Himmel, sagt Gott Vater. Gott sagt uns Getauften „Du bist mein geliebter Sohn und meine geliebte Tochter“. Das ist die neue Existenz durch die Taufe.
Liebe Schwestern und Brüder. Getauft zu sein bedeutet nicht automatisch, dass wir einen Freifahrtschein in den Himmel haben. Natürlich ist Taufe gewissermaßen der Start für die Himmelfahrt. Doch wie überall, so muss auch hier nach dem Start etwas folgen. Und bevor es an den Start geht, braucht es eine Vorbereitung. In meiner Zeit als Urlaubsvertretung hat der Vater eines Täuflings nach der Taufe für Erheiterung gesorgt, als er meinte, „ab jetzt bist du kirchensteuerpflichtig“. Im Prinzip hat er damit den Nagel auf den Kopf getroffen. Wir pflegen in der Kirche der Zeit eine Taufpraxis ohne Vorbereitung der Eltern, ohne entsprechende Katechese, so dass die Eltern nicht das nötige Wissen über das Taufsakrament haben. Die Eltern sind oft unfähig Ihrem Kind den Glauben weiter zu geben. Sie sorgen nur dafür, dass wir eine millionengroße kirchensteuerzahlende Mitgliedschaft haben, allerdings bei immer weniger Glaubenssubstanz. Es reicht auch nicht zu sagen „ich glaube, mache aber was ich will“. Das ist so als würde ich sagen „ich will später mal Dolmetscher werden, habe aber keine Lust Vokabeln und Grammatik zu lernen.“
Liebe Schwestern und Brüder. Getauft zu werden bedeutet, dass ich ein neues Leben beginne. Dass durch das Wasser symbolisch der alte Mensch, die Erbsünde, sowie meine eigenen Verfehlungen von mir abgewaschen werden und ich vor Gott durch Jesus rein bin. Das bedeutet nicht, dass wir als dieser neue Mensch keine Fehler machen werden oder dürfen. Aber es bedeutet, dass ich mich nach Kräften darum bemühe ein Leben zu führen wie Jesus es vorgelebt hat. Dass Jesus einer ist, der nicht nur eine ganz tolle neue Philosophie gebracht hat, wie wir miteinander umgehen sollen, sondern dass er, der Sohn Gottes, uns die Liebe gebracht hat. Das feiern wir an diesem Hochfest.
„Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.“ Amen.