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Predigt zum 2. Advent

von Pfarrer Christoph Scieszka

Foto: Pixabay

Evangelium: Matthäus 3,1-12

1 In jenen Tagen trat Johannes der Täufer auf und verkündete in der Wüste von Judäa: 2 Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe. 3 Er war es, von dem der Prophet Jesája gesagt hat: Stimme eines Rufers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen! 4 Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften; Heuschrecken und wilder Honig waren seine Nahrung. 5 Die Leute von Jerusalem und ganz Judäa und aus der ganzen Jordangegend zogen zu ihm hinaus; 6 sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen.

7 Als Johannes sah, dass viele Pharisäer und Sadduzäer zur Taufe kamen, sagte er zu ihnen: Ihr Schlangenbrut, wer hat euch denn gelehrt, dass ihr dem kommenden Zorngericht entrinnen könnt? 8 Bringt Frucht hervor, die eure Umkehr zeigt, 9 und meint nicht, ihr könntet sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann aus diesen Steinen dem Abraham Kinder erwecken.

10 Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt; jeder Baum, der keine gute Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. 11 Ich taufe euch mit Wasser zur Umkehr. Der aber, der nach mir kommt, ist stärker als ich und ich bin es nicht wert, ihm die Sandalen auszuziehen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. 12 Schon hält er die Schaufel in der Hand; und er wird seine Tenne reinigen und den Weizen in seine Scheune sammeln; die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen.

 

Predigt

Liebe Schwestern und Brüder,

ich denke, das kennen wir alle: Ein Bekannter von uns hat sich schon eine ganze Weile nicht gut gefühlt. Immer war er müde und abgespannt, hatte sich zur Arbeit geschleppt und abends nur bis neun Uhr durchgehalten. Endlich ging er zum Arzt – und der stellte gleich mehrere Krankheiten fest. „Sie müssen Ihr Leben ändern!“, sagte er. Von diesem Satz fühlte sich der Bekannte richtig getroffen – doch er brachte bei ihm viel in Bewegung.

Auch mir ist der Satz des Arztes nahegegangen. Und ich stelle mir die Frage: Wie würde ich darauf reagieren? Ich denke doch, dass ich mein Leben schon jetzt nicht schlecht gestalte. Auch will ich mir nicht vorschreiben lassen, was ich anders machen soll. Und schließlich ist es nicht so einfach, sich auf etwas Neues einzulassen.

Johannes der Täufer – die Hauptperson aus dem heutigen Evangelium – war kein Arzt, doch auch er mutete seinen Zeitgenossen unbequeme Wahrheiten zu. Er lebte als Einsiedler in der Wüste. Und obwohl Jünger mit ihm zogen, war er kein geselliger Typ. Er fand harte Worte gegenüber seinen Mitmenschen, viel härter als die Aussagen der Ärzte heute. Johannes legte den Finger in die Wunden – und bohrte in ihnen, bis es wirklich weh tat. Die Menschen, die ihm begegneten, merkten, was er über sie dachte. Trotzdem hatte Johannes enormen Zulauf. Denn die Zeit war reif für Veränderung. So wie es war, konnte es nicht weitergehen. Viele sahen sich in Sackgassen.

Manche Menschen ändern ihr Leben nach einem Arztbesuch, weil ihre Gesundheit auf dem Spiel steht. Wann bin ich zu Veränderungen bereit? Manchmal gibt es innere Anzeichen, dass eine Veränderung notwendig ist: Langeweile, Perspektivlosigkeit, Überforderung, sich wie im Hamsterrad fühlen, getrieben sein. Diese Zustände verraten, dass wir an einem Punkt sind, an dem sich etwas ändern muss! Wenn wir das ignorieren, werden wir irgendwann auf unserem Weg aufgeben, zusammenbrechen oder ganz die Lust verlieren. Weitermachen ist keine Option.

Hinzu kommen manchmal äußere Zeichen: Stopp-Schilder wie eine Krankheit, eine Trennung oder der Verlust eines lieben Menschen. Aber auch positive Signale von außen können auf notwendige Veränderungen hinweisen: eine neue berufliche Aufgabe oder eine neue Herausforderung, die an mich gestellt wird und die über meine bisherigen Erfahrungen hinausgeht. Diese äußeren Signale geben uns zu verstehen, dass der Weg eine Wendung macht, dass Neues unbedingt nötig ist.

Wer dafür offen ist, dem begegnen an diesen Wendepunkten des Lebens auch Gottes Zeichen. Das kann eine Unruhe sein oder ein Gedanke, dem wir beim Spazierengehen oder im Traum nachgehen. Und wir spüren, dass das Leben noch mehr für uns bereithält – eine himmlische Perspektive!

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