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Predigt zum 1. Fastensonntag

von Pastor Stefan Krinke

Foto: Stefan Krinke

Lesung: Genesis 9, 8-15

8 Gott sprach zu Noach und seinen Söhnen, die bei ihm waren:

9 Ich bin es. Siehe, ich richte meinen Bund auf mit euch und mit euren Nachkommen nach euch

10 und mit allen Lebewesen bei euch, mit den Vögeln, dem Vieh und allen Wildtieren der Erde bei euch, mit allen, die aus der Arche gekommen sind, mit allen Wildtieren der Erde überhaupt.

11 Ich richte meinen Bund mit euch auf: Nie wieder sollen alle Wesen aus Fleisch vom Wasser der Flut ausgerottet werden; nie wieder soll eine Flut kommen und die Erde verderben.

12 Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich stifte zwischen mir und euch und den lebendigen Wesen bei euch für alle kommenden Generationen:

13 Meinen Bogen setze ich in die Wolken; er soll das Zeichen des Bundes werden zwischen mir und der Erde.

14 Balle ich Wolken über der Erde zusammen und erscheint der Bogen in den Wolken,

15 dann gedenke ich des Bundes, der besteht zwischen mir und euch und allen Lebewesen, allen Wesen aus Fleisch, und das Wasser wird nie wieder zur Flut werden, die alle Wesen aus Fleisch verdirbt.

 

Predigt: „Meinen Bogen setze ich in die Wolken“

Wer bewundert ihn nicht, den Regenbogen! Das Naturschauspiel überrascht im Augenblick – und ist dann schnell wieder verschwunden. Festhalten geht irgendwie nicht so richtig, und ein Foto kann auch nur ein schwaches Abbild dessen sein, was sich in Wirklichkeit ereignet. Meistens lädt der Regenbogen am Himmel zum kurzen Innehalten ein. Kinder bringen ihn dann gern zu Papier.

An diesem ersten Fastensonntag begegnet uns das Bild des Bogens, den, wie es im Buch Genesis heißt, Gott in die Wolken setzt (vgl. Gen 9,13). Gott selbst will nach der Katastrophe der Sintflut einen neuen, dauerhaften, lebensfreundlichen Bund mit den Menschen schließen – obwohl es ja die Menschen waren, die durch ihr böses Handeln Gottes Gegenreaktion heraufbeschworen hatten. So lesen wir in Gen 6,5-6:

Der HERR sah, dass auf der Erde die Bosheit des Menschen zunahm und dass alles Sinnen und Trachten seines Herzens immer nur böse war. Da reute es den HERRN, auf der Erde den Menschen gemacht zu haben, und es tat seinem Herzen weh.

So kommt es zur großen Katastrophe für die ganze Schöpfung durch die Sintflut. Nur wenige werden gerettet.

In den Sätzen der heutigen Lesung wird Gott als der Lernende dargestellt. Aus der Katastrophe der Sintflut hat er gelernt: Er will nicht mehr Leben vernichten – sondern er will einen Lebensbund mit der Schöpfung und insbesondere mit den Menschen schließen.

Diese göttliche Haltung wird uns am Beginn der Fastenzeit in Erinnerung gerufen. Das Angebot steht, auch hier und heute! Gott kann nur einen Bund schließen, wenn er auf der anderen Seite bereitwillige Menschen findet, die ebenfalls ein Interesse an diesem Bund haben und somit zu „Verbündeten Gottes“ werden. Ein schöner Gedanke. Er passt auch gut zum Ruf Jesu: „Kehrt um!“ im Sinne von „Denkt um!“, den er nach seiner „Wüstenerfahrung“ mit sich, verstärkt durch die Versuchungen des Satans, den Menschen zuruft.

Lassen wir uns einladen, auf jene Bündnisse zu schauen, die helfen, Katastrophen zu verhindern. Wir sollten sie erneuern und pflegen: den Bund mit Gott (durch die Taufe begründet), den Ehebund, den Familien-, Freundschafts- und Staatenbund, kurz: Jeden Bund, der zum guten Miteinander und zur Achtung der Würde eines jeden Menschen führt. Im Miteinander, im Austausch, im Lernen voneinander kann eine Kraft zum Guten entstehen, die wiederum andere ansteckt.

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