von Gemeindereferentin Marita Kremper
Evangelium: Johannes 20,19-23
19 Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!
20 Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen.
21 Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.
22 Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!
23 Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.
Impuls
Ich lade Sie ein, sich für einen kurzen Moment darüber Gedanken zu machen, sich zu erinnern … Was bedeutet für Sie das Pfingstfest? Womit verbinden Sie Pfingsten?
Vielleicht denken Sie an ein Familientreffen oder eine Hochzeit? Oder Sie erinnern sich an eine Firmung oder Priesterweihe? Oder es fällt Ihnen ein lebendiger Gemeindegottesdienst oder ein Gemeindefest ein? Oder etwas ganz anderes?
In allen biblischen Texten von Pfingsten ist in unterschiedlicher Weise immer vom Heiligen Geist die Rede. Und ich frage wieder: Wer aber ist der Heilige Geist? Ja, ich stelle immer viele Fragen … auch mir selbst.
Mich hat die Frage „Wer ist der Heilige Geist?“ in meiner Jugend sehr umgetrieben. Ich fand darauf lange keine Antwort, obwohl ich sehr katholisch aufgewachsen war. Da müsste man doch eigentlich wissen, wer der Heilige Geist ist, oder? Nein, ich wusste es nicht. Und mittlerweile denke ich, es geht auch nicht um ein Wissen, so wie einen Lehrsatz, den man auswendig lernt, sondern um ein Erfahren.
Dieses Erfahren wurde mir eines Tages geschenkt. Es war auf einem Jugendtreffen zu Pfingsten in der Abtei Münsterschwarzach Mitte der 1980er Jahre. Wir kamen dort mit ca. 50 Leiter/innen des BDKJ aus ganz Deutschland zu einem Pfingstwochenende zusammen. In verschiedenen Workshops wurde an „pfingstlichen“ Themen gearbeitet. Ich selbst hatte mich für eine Tanztheater-AG angemeldet. Zu Beginn konnten alle Teilnehmer/innen so tanzen, wie es ihnen im Augenblick gerade zumute war. Danach hörten wir ein schwedisches Märchen „Gespräch auf der Wiese“ (Sie können es hier nachlesen). Die Frage, die im Märchen gestellt wird, heißt: „Was ist das Leben?“ Aus verschiedenen Blickwinkeln wird in dieser Geschichte versucht, auf diese schwierige Frage eine Antwort zu geben. Wir bekamen den Auftrag, uns eine Figur des Märchens auszuwählen, die uns anspricht und diese Figur dann auf Musik mit Hilfe eines farbigen Tuchs zu tanzen. Ich wählte die „Morgenröte“ und tanzte mit all meiner inneren Suche und Sehnsucht nach diesem lebendigen Leben den Satz: „Wie ich, die Morgenröte, der Beginn des neuen Tages bin, so ist das Leben der Anbruch der Ewigkeit.“ Dieser Satz und die Frage, was das Leben sei, haben mich auch lange nach diesem Wochenende nicht mehr losgelassen. Vor allem, weil mir im körperlichen Ausdruck die Sehnsucht nach einem Leben bewusst geworden ist, in dem der Anbruch der Ewigkeit spürbar ist.
Am Pfingstmorgen feierten wir dann einen Gottesdienst mit einem der Patres. Zum Abschluss tanzten wir mit allen Teilnehmer/innen auf den Kanon „Jubilate Deo“, den wir am Vorabend schon mehrmals geübt hatten:
Iubilate Deo omnis terra.
Servite Domino in laetitia.
Alleluja, alleluja, in laetitia.
Die Erfahrung des gemeinsamen Singens und Feierns im Gottesdienst ließ uns alle Gottes Heiligen Geist spüren. Ich glaube, nicht nur ich bin erfüllt nach Hause gefahren.
Auf ein ähnliches Erleben bin ich nach meiner späteren Ausbildung zur Gemeindereferentin gestoßen, als Gemeinden im Bistum Hildesheim begannen, Mehrgenerationentage und -gottesdienste zu veranstalten. Davon möchte ich Ihnen nun aber nicht mehr vorschwärmen, sondern ich lade Sie ein, sich dieses kleine Video aus Sarstedt als Beispiel einmal anzusehen. Vielleicht lässt sich ja in Ihrer Gemeinde etwas Ähnliches beginnen … In Mölln – so habe ich gehört – gab es vor kurzem sehr gute Erfahrungen mit einem Mehrgenerationentag.
Ich wünsche Ihnen ein inspirierendes und frohes Pfingstfest – Gott segne Sie dazu!