Jesus loves you

Nun sind die Sommerferien vorbei. In den Schulen und am Arbeitsplatz wird sich ausgetauscht und von den schönsten, lustigsten, dramatischsten, abenteuerlichsten Ferienerlebnissen erzählt. Durch das Erzählen bleiben die Ereignisse noch eine Zeit lang lebendig, ehe sie von neuen Erfahrungen überlagert werden.

Manche Begebenheit bleibt aber noch jahrelang in der Erinnerung, und eine solche möchte ich mit Ihnen teilen.

Es war auf meiner großen Rundreise durch die Südstaaten der USA. Ich hatte einen langen Tag hinter mir. Mit meinem Mietauto war ich am Morgen von Charleston aufgebrochen. Die Interstate 95 brachte mich Richtung Norden nach Virginia, dem Bundesstaat, in dem die Engländer zu Beginn des 17. Jahrhunderts landeten und die erste Kolonie gründeten. Mit der Fähre war ich über den James River gekommen und hatte noch am Abend einen ersten Besuch im Jamestown-Settlement-Museum gemacht. – Dann noch ein Motel gesucht und, nach einer ersten Orientierung an meinem neuen Ziel, einen Plan für den nächsten Tag überlegt. Zu guter Letzt kehrte ich bei Wendy’s, einem Schnellrestaurant, ein. Eine junge Afro-Amerikanerin stand hinter dem Tresen und nahm meine Bestellung auf. Zum Bezahlen reichte ich ihr eine 20-Dollar-Note. Als sie sie entgegennahm und in die Kasse legen wollte, hielt sie einen Moment inne. Dann wandte sie sich mir zu, zeigte mir den Schein und fragte mich, ob ich ihn beschrieben hätte. Etwas verdutzt schaute ich sie an, aber dann las ich in roter Schrift, was ich zuvor übersehen hatte „Jesus loves you“. Irgendjemand hatte auf diesem Weg diese Gute Nachricht unter das Volk gebracht. Und die junge Amerikanerin und ich waren sofort in ein Gespräch über unseren Glauben gekommen, zwei einander fremde Menschen – am Bestelltresen – in aller Öffentlichkeit. Ich bat sie, mir den Schein gegen einen anderen einzutauschen. So hatte ich ein Andenken an diese schöne Begegnung. – Eine halbe Stunde später fand ich mich in einem Einkaufsladen für Weihnachtsartikel wieder. Natürlich gab es viel amerikanischen Kitsch, und aus Spaß habe ich mich sogar zu einem Kauf hinreißen lassen. Ich stieß auf eine Pappbrille mit einer Hologrammfolie als Brillenglas. Wenn man damit in ein Kerzenlicht, oder eine andere Punktlichtquelle schaut, erscheint um die Flamme herum ein bunter Schriftzug „Jesus“. Und auf der Brille steht „See Jesus in every point of light“. – Auch eine schöne Botschaft! – Als ich der Dame an der Kasse sagte, ich hätte damit heute schon zum zweiten Mal Glück gehabt und ihr meinen 20-Dollar-Schein zeigte, war ihre Antwort: „And now I’ve been lucky, because you showed me with this banknote that Jesus loves me, too.“

Warum erzähle ich diese „alte“ Feriengeschichte? Zum einen, weil sie bis heute ein gutes Gefühl in mir auslöst. Diesen beiden Menschen, deren Namen ich nicht kenne, an deren Aussehen ich mich nicht erinnere und die ich mit Sicherheit nie wiedersehen werde, fühle ich mich verbunden. Sie sind zwei meiner Schwestern in Christus auf einem anderen Kontinent. Zum anderen bin ich noch immer beeindruckt über die Selbstverständlichkeit mit der sie mitten in einer Alltagssituation über ihren Glauben sprachen. Dieses Erlebnis ermutigt mich darin, mich nicht zu verstecken, wenn sich die Gelegenheit zu einem solchen Gespräch in meinem Alltag ergibt, ob im Zug, beim Friseur oder beim Brötchen holen.

Manchmal kann es ganz einfach sein. Es braucht dazu nur einen kleinen Impuls wie den Schriftzug auf einem Geldschein.

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