Predigt zum 21. Sonntag im Jahreskreis 2023

von Pastor Stefan Krinke

Foto: Pixabay

 

Evangelium: Matthäus 16,13-20

In jener Zeit,

13 als Jesus in das Gebiet von Cäsaréa Philíppi kam, fragte er seine Jünger und sprach: Für wen halten die Menschen den Menschensohn?

14 Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elíja, wieder andere für Jeremía oder sonst einen Propheten.

15 Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich?

16 Simon Petrus antwortete und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!

17 Jesus antwortete und sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjóna; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel.

18 Ich aber sage dir: Du bist Petrus – der Fels – und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.

19 Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird im Himmel gelöst sein.

20 Dann befahl er den Jüngern, niemandem zu sagen, dass er der Christus sei.

 

Predigt

Gerade findet in Budapest die Leichtathletik-WM statt. Sie endet an diesem Sonntag. Sportlerinnen und Sportler kämpfen um beste Zeiten, Weiten und Höhen. Ich habe dabei gelernt, dass es drei Phasen eines 100-Meter-Sprints gibt:

  • Die erste Phase ist der Start,
  • die zweite Phase ist die Beschleunigung bis zur Höchstgeschwindigkeit,
  • die dritte Phase ist das Halten der Geschwindigkeit bis ins Ziel.

Der Bibelwissenschaftler Thomas Söding spricht ebenfalls von drei Phasen im Matthäusevangelium:

„In der ersten Phase seines öffentlichen Wirkens, die von der Bergpredigt beherrscht wird, rüstet Jesus seine Jünger so aus, dass sie sein Wort und seine Lehre verbreiten können. In einer zweiten Phase werden die Jünger, die, obwohl kleingläubig, zu Jesus stehen wollen, von denen unterschieden, die nur neugierig oder aber desinteressiert und ablehnend sind. Das nimmt die Christusfrage in Matthäus 16,13 auf. Sie leitet damit eine dritte Phase des jesuanischen Wirkens nach Matthäus ein, die Leidensansagen und Jüngerunterweisungen dient, bevor Jesu den Blick auf das Ende der Welt richtet und in Jerusalem einzieht, wo er leiden muss und sterben wird“ (Quelle: perikopen.de).

Mit dem heutigen Evangelium stehen wir sozusagen am Übergang von Phase zwei in Phase drei. Beim Sprint wäre das der Höhepunkt, der bis zum Ziel gehalten werden soll.

Ja, das Bekenntnis des Petrus: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“ (Mt 16,16), ist wahrlich ein Höhepunkt. Es hebt sich deutlich ab von der allgemeinen Meinung über Jesus und ist zugleich ein Glaubensbekenntnis. Damit hat Jesus etwas sehr Wichtiges erreicht. Er möchte nicht nur die Wahrheit verkünden, sondern Menschen für sie gewinnen. Dieses menschliche Prinzip kennzeichnet Jesus und in der Folge auch die Kirche. Dafür steht dieser Petrus. Dafür wird er sogar seliggepriesen und erhält seine Sendung mit Vollmacht und Schlüsselgewalt, nicht nur für sich, sondern für alle, die zur Kirche Jesu gehören.

Doch die Phase drei eines Laufes und in Übertragung auch die Phase drei des Matthäusevangeliums ist ein mühsames, kräftezehrendes Geschehen. Das können wir auch am Petrus entdecken, wenn wir nur zwei Zeilen über das heutige Evangelium hinaus lesen (Mt 16,22f – am kommenden Sonntag). Petrus will nicht, dass dieser, sein Messias leiden muss und getötet wird. Der „Felsenmann“ und die „Schlüsselfigur“ wird als Widersacher Jesu getadelt.

Aber ist das ein Wunder? Im Gegensatz zu einem 100-Meter-Lauf ist das Ziel des Weges Jesu eben noch nicht in Sicht. Petrus und die Jünger können nicht wissen, ob sie sich auf einem Sprint oder auf einem Marathonlauf befinden. Jesus muss es ihnen auf dem Weg nach Jerusalem vermitteln.

In welcher Phase meiner Christusnachfolge bin ich eigentlich unterwegs? Das dürfen und sollten wir uns gelegentlich fragen. Gewiss, viele von uns sind „Langstreckenläuferinnen und -läufer“. Die Erinnerung an den Start, die Beschleunigung bis hin zur Höchstgeschwindigkeit liegen schon eine Weile zurück. Aber könnte nicht ein „Zwischenspurt“ helfen, den Blick klarer auf Jesus zu richten?

Ich wünsche Ihnen gute Bewegung – egal in welcher Phase!

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