Vom Hören

von Pastor Stefan Krinke

Foto: Pixabay

Lesung: Dtn 4, 1–2.6–8

Mose sprach zum Volk:
1 Israel, hör auf die Gesetze und Rechtsentscheide, die ich euch zu halten lehre! Hört und ihr werdet leben, ihr werdet in das Land, das der Herr, der Gott eurer Väter, euch gibt, hineinziehen und es in Besitz nehmen.

2 Ihr sollt dem Wortlaut dessen, worauf ich euch verpflichte, nichts hinzufügen und nichts davon wegnehmen; ihr sollt die Gebote des Herrn, eures Gottes, bewahren, auf die ich euch verpflichte.

6 Ihr sollt sie bewahren und sollt sie halten. Denn darin besteht eure Weisheit und eure Bildung in den Augen der Völker. Wenn sie dieses Gesetzeswerk kennenlernen, müssen sie sagen: In der Tat, diese große Nation ist ein weises und gebildetes Volk.

7 Denn welche große Nation hätte Götter, die ihr so nah sind, wie der Herr, unser Gott, uns nah ist wo immer wir ihn anrufen?

8 Oder welche große Nation besäße Gesetze und Rechtsentscheide, die so gerecht sind wie alles in dieser Weisung, die ich euch heute vorlege?

Predigt

Beim Spiel „Stille Post“ wird in großer Runde nach und nach ein Satz oder ein Wort durch Flüstern in das Ohr der Nachbarin oder des Nachbarn weitergesagt und am Ende der Runde laut bekanntgegeben und mit dem Ursprungswort oder -satz verglichen. Alle Mitspieler sind ganz gespannt, wie korrekt oder wie entstellt die Information am Ende ankommt. Das bewirkt oft einen großen Lacher.

Allerdings, geschieht das bisweilen nicht nur im Spiel – und dann können wir uns nicht mehr darüber freuen. Denn oft hat falsches Hinhören zur Folge, dass wir viel Mühe aufwenden müssen, um die Sache wieder in Ordnung zu bringen.

„Hört und ihr werdet leben, …“ (Dtn 4,1) so klang es uns in der ersten Lesung entgegen. Oder in der zweiten Lesung aus dem Jakobusbrief: „Werdet aber Täter des Wortes und nicht nur Hörer, sonst betrügt ihr euch selbst!“ (Jak 1,22)

Es gibt diese enge Verknüpfung zwischen Hören und Leben. Einige Mediziner sagen sogar: das wichtigste Organ der Menschwerdung ist das Ohr. Es ist das am frühesten entwickelte Organ.

Die Worte der Lesungen allerdings lenken unseren Blick vom Biologischen weg, hin auf eine andere Ebene.

Im Buch Deuteronomium wird es dem Volk Israel, kurz bevor es in das Exil ziehen muss, gesagt. Ich verstehe es als „Mut-mach-Wort“ im Sinn: „Hört auf Gott, sein Wort. Tragt es in euch. Nehmt es mit! Es bedeutet Leben – auch und gerade in den Tagen der Bedrängnis, der Not, des Leids. So könnt ihr Überleben als Menschen, die Gott in sich tragen.“

Wie ist es mit meinem Hörvermögen bestellt? Die Urlaubszeit ist vorbei, eine Zeit, die vielleicht mehr Freiräume des Hörens bot. Die Schule fängt wieder an, zu der das aufmerksame Hinhören ganz selbstverständlich dazugehört. Vielleicht erzählt und hört man hier und dort von den Erlebnissen der vergangenen Wochen und hofft, dass es vielleicht auch andere interessiert.

Wenn ich dem Zuspruch traue: „Hört, und ihr werdet leben!“, könnte dieses Wort ermutigen, mich in der kommenden Woche im Zuhören zu üben, damit ich mehr Anteil am Leben – auch der Anderen habe. Es könnte mir Mut machen, in mich hineinzuhören, um dem noch ein wenig nachzuspüren, was nach dieser Ferienzeit in mir nachklingt…  Gedanken eines gelesenen Buches, Szenen eines Filmes, Klänge eines Konzertes, den in so vielen Bildern auf meinem Handy festgehaltenen Momenten; es kann bedeuten, bereit zum Hören zu sein, wo immer Menschen auf mich zukommen.

Aus einem der Filme mit Don Camillo stammt folgende Szene:

Der Dorfpfarrer Don Camillo war befördert worden und arbeitete im Vatikan. Eines Tages musste er eine wichtige Aufgabe in seiner alten Pfarrei erledigen. Dort angekommen, ging er zuerst in die alte Kirche, wo ihn Jesus plötzlich anspricht. Don Camillo fragte ihn, warum er ihn in den drei Jahren in Rom nie angesprochen habe. Jesus antwortet ihm: „Ich bin dir immer gleich nahe gewesen, nur in Rom konntest du mich nicht hören, weil du dir selbst fern warst. Hier kannst du mich hören, weil du dir selber nahe bist.“

Ein guter Tipp an uns, wie ich finde – „sich selbst nahe sein“. Gott spricht einen jeden an, hören wir genau hin. Denn schließlich kommt Glauben vom Hören.

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