Ein Wort zum Abschied von Kpl. Thorsten Weber

Foto: Riedel

„Hast Du nicht immer wieder erlebt, dass Du getragen wurdest? Warum gehst Du dann nicht weiter? Du bist doch dankbar!? Dann danke auch konsequent. Danke, indem Du nicht etwas gibst, sondern Dich.“

Mehr als 13 Jahre, nachdem diese Gedanken auf einer Brücke über den Tiber in Rom in mir die fundamentale Wende meines Lebens auslösten, habe ich nun die erste Dienst-Stelle in meinem spätberufenen Priesterleben vollendet. Als Kaplan der alten Pfarrei Maria – Hilfe der Christen gestartet, beende ich sie als Kaplan der seit zwei Jahren existierenden Pfarrei St. Ansverus. Seither, seit 2016, ist einiges passiert: Nahezu 60 Gemeindemitglieder durfte ich zur ewigen Ruhe begleiten, geschätzt zwei Dutzend Kinder taufen, 10 Paaren beim Sakrament der Ehe assistieren, zwei Katholiken das Sakrament der Firmung spenden, eine Erwachsene taufen und in die Kirche aufnehmen, häufig das Sakrament der Versöhnung spenden und in 208 Wochen meines Hierseins rund 900 Heilige Messen und weitere Andachten feiern. Dazu bis zur Corona-Zeit häufige Hausbesuche, Vorträge in verschiedenen Gruppen und Kreisen, mehrere geistliche Einzelbegleitungen, Mit-Betreuung von Firmkursen, Messdiener-Betreuung, Messdienerwallfahrt nach Rom, Pflege der Ökumene an drei Standorten, Andachten in der Kita, familiäre Segnungsfeiern … es ließe sich noch manches anfügen.

Persönlich war es innerlich für mich eine wichtige und sicher auch für die Zukunft prägende Zeit, denn: In der ersten Stelle nach seiner Weihe erlebt sich der Neu-Priester und erleben ihn die ihm anvertrauten Menschen in vielem zum ersten Mal. Es ist alles voller Anfänge. Hineingestellt in eine Phase der vorzeitigen Kaplanswechsel war es zu Beginn meiner Dienstzeit 2016 mein Bestreben, sowohl dem Pfarrer als meinem priesterlichen Mitbruder und Vorgesetzten, als auch gegenüber den Gemeinden eine unaufgeregte Verlässlichkeit auszustrahlen und so im Wandel Kontinuität zu signalisieren, was auch gelang. Ich wollte zunächst einfach nur zuhören und herausfinden, was die Menschen brauchen – und was nicht. Daneben wurden mit der regelmäßigen Anbetung oder den literarisch-musikalischen Krippen-Andachten und der Herbergssuche in der Adventszeit auch neue Akzente gesetzt.

Vom ersten Tag an beeindruckte mich das vielfältige und schier unermüdliche Engagement der vielen Ehrenamtlichen in den verschiedensten Bereichen, wofür ich stets zutiefst dankbar war. Die letzten vier Jahre waren für die Katholiken in Stormarn und Lauenburg eine Zeit der großen Veränderungen: Hatte zuvor das Gemeindeleben vor Ort das kirchliche Leben geprägt, kam durch die jahrelange Vorbereitung des Pastoralen Raumes Stormarn-Lauenburg-Nord viel zusätzliche Arbeit auf die Ehrenamtlichen zu. Die Erarbeitung des umfangreichen Pastoralkonzepts, in deren Schlussphase ich hineinkam, band viele Kräfte und führte auch gelegentlich zu emotionalen Kontroversen.

In der Rückschau auf nunmehr zwei Jahre der territorial ausgedehnten Großpfarrei St. Ansverus kann ich wiederum nur dankbar registrieren, dass die Gemeindeteams im allgemeinen vertrauensvoll und harmonisch mit uns Hauptamtlichen zusammenarbeiten und dass diese Harmonie auch das Zusammenwirken der Hauptamtlichen untereinander prägt. Das war für mich zeit meines Hierseins eine sehr stärkende und gute Team-Erfahrung, die ich durch meine Mitarbeit am ersten Alpha-Kurs-Projekt von St. Ansverus in Bad Oldesloe im vergangenen Winter mit wertvollen neuen Erfahrungen abrunden durfte. Erfreulich war mir, zu sehen, dass auch durch ein kluges Agieren des Pfarrers die Beheimatung vor Ort erhalten bleiben konnte. Besonders schön ist, dass sich die Ansverus-Wallfahrt als das zentrale Pfarrei-Ereignis mit Außenwirkung im Jahreslauf etablieren konnte.

Als sich die Pfarrei an meinem Geburtstag 2018 beim Ansveruskreuz gründete und unser Erzbischof launig verkündete: Eigentlich seien ja nur alle des Kaplans wegen heute hier … da fühlte ich zugleich die Verpflichtung und die Freude, Ansveruskaplan zu sein! Und so sage ich in großer Dankbarkeit für diese Zeit von Herzen Adieu und Vergelt’s Gott für alles und wünsche Ihnen allen Gottes Behütung und Segen!

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